Wie spricht man an Bord?
Über die Sprache an Bord –
Bericht vom Professor
Ich war gespannt, wie sich die Seeleute an Bord eines
Schiffes verständigen. Kommen Sie doch aus verschiedenen
Ländern. Hier sind es Deutsche, Polen, demnächst kommt
ein russischer Offizier und vor allem Filipinos. Die
Bordsprache, mit sich alle verständigen, ist Englisch.
Bei jedem hört sich die Aussprache etwas anders an
Die Filipinos sprechen asiatisches Englisch, was ein
wenig nuschelnd klingt, der Pole hat eine polnische
Aussprache. Auch wir hören uns sicher merkwürdig an
für einen echten Engländer. Aber es muss ja etwas geben,
was alle verstehen. Jeder Lotse, der an Bord kommt,
spricht Englisch. So sind also Kenntnisse in dieser
Sprache unbedingt notwendig, wenn man zur See gehen will.
Die größte nationale Gruppe an Bord bilden mit 15 Mann
die Filipinos.
Darunter sind zwei nautische Offiziere,
der Bootsmann, ein Elektriker mit „goldenen Händen“, von
dem alle schwärmen, mehrere Matrosen, Maschinenarbeiter
(Oiler) und ungelernte Kräfte, genannt OS. Die zuletzt
genannten sind auf unserem Schiff eigentlich nicht
ungelernt. Es sind im Gegenteil sehr intelligente junge
Männer, die schon ihr Patent auf der Seefahrtsschule in
Manila gemacht haben und später einmal als dritte Offi-
ziere fahren werden. Aber es fehlt noch die eine oder
andere Zusatzqualifikation, für die sie viel Geld bezahlen
müssen. Das erarbeiten sie sich auf diesen Reisen. Auch
Jeff, unser Stewart, will zur Seefahrtsschule. Die See-
leute verdienen mehr Geld als der Durchschnitt in ihrer
Heimat. Das meiste lassen sie auch gleich dahin überweisen.
Davon werden die Schulen der Kinder, Arztbesuche und das
Leben der Familie bezahlt. Der Bootsmann ernährt davon
eine Frau und fünf Kinder sowie seine Eltern. Ein Matrose
bezahlt das Studium für seine Schwester. Oft ist es so,
dass später das Geld wieder zurückgegeben wird, wenn zum
Beispiel die Schwester einen gut bezahlten Job im Ausland
hat.
Die Filipinos sprechen untereinander in ihrer Sprache,
die sich Tagalog nennt. Ich finde, wenn man lange Zeit an
Bord ist,so wie wir, sollte man auch ein paar Wörter
können. So übe ich ab und zu mit dem Stewart, denn mit ihm
habe ich am meisten zu tun, wenn er sagt, was es zu essen
gibt, die Speisen serviert oder wenn er unsere Kammer
säubert. Lustig klingen die Wörter in seiner Sprache und
das Schöne ist: sie werden gesprochen wie sie geschrieben
sind. Oo- heißt zum Beispiel –ja, hindi bedeutet –nein-
und salamat –danke. Das kleine Spiel mit den Sprachen
macht Spaß, denn inzwischen kann auch der Stewart schon
einige deutsche Wörter. Er sagt –danke- und tschüss, ja
und nein. Das Gleiche können Katrin und ich in Tagalog
sagen. Morgens, wenn wir zum Frühstück gehen, sehen wir
kurz in die Küche rein: Und auf mein Kamusta ka? antwortet
der Koch lachend mabuti! Nun wollt ihr wissen, was das
bedeutet. Na ratet mal. Die Auflösung gibt es morgen.
Es grüßt euch euer Professor Schlamperbein