Zim Ontario

 

Ein Decksrundgang

Hier ist wieder Klugi, der Seefahrer. Wenn meine Freunde in der Heimat wüssten, was ich hier jeden Tag erlebe, würden sie wohl aus dem Staunen kaum noch herauskommen. So viel Wasser habe ich vorher noch nie gesehen. Die Mengen sind nicht zu vergleichen mit den Pfützen in unserer Straße, selbst wenn es viele Tage hintereinander geregnet hat.

Nach einigen stürmischen Tagen an Bord ist es nun wieder ruhig. Es hat mich mächtig hin- und her geschüttelt, als wir bei Wind und hohem Seegang über den Pazifik fuhren. Das Schiff schwankte mal zur einen, dann wieder zur anderen Seite. Zum Glück sind alle Tische und Schränke gut befestigt und das Bett des Kapitäns hat einen erhöhten Rand, so dass er beim Schlafen nicht hinaus kullern kann.

„Na Klugi, bist du schon seekrank?“, fragte er mich mit einem Schmunzeln im Gesicht. „Mancher Passagier fühlt sich bei Seegang nicht wohl. Wie das bei Vögeln ist, weiß ich nicht. Aber du wirst es mir gleich verraten.“ Ich war etwas beleidigt. „Kannst du dir vorstellen, wie wir durch die Lüfte segeln? Da geht es auch hin und her. Das ist nichts anderes als das Segeln auf dem Wasser. Ich und seekrank. Niemals!“

Nun ist es aber wieder ruhig und Kapitän Peter lädt mich zu einem Rundgang auf dem Schiff ein. Er will mir zeigen, wie groß es ist. Acht Etagen durch das Treppenhaus geht es nach unten. „Habt ihr keinen Fahrstuhl?“, will ich wissen. „Nein, auf manchen Schiffen gibt es einen, bei uns nicht. Die Lotsen sind manchmal ganz schön verärgert, wenn sie die vielen Stufen bis zur Brücke hinaufsteigen müssen. Aber ich finde es nicht schlecht. Man bewegt sich sonst ja nicht so sehr, und das Treppensteigen hält einen fit“, meint er. Mir macht es nichts aus, denn ich fliege nach unten. „Wir werden jetzt einmal um das Schiff herum gehen“, bemerkt Kapitän Peter.

Als erstem begegnen wir einem Mann im gelben Anzug. „Das ist unser Bootsmann“, stellt der Kapitän ihn vor. Wir werden hier gleich ankern und der Bootsmann bereitet alles dafür vor.“

 

 

 

 

 

 

 

Oh wie aufregend. Ob wir nicht mitgehen können, frage ich. „ So schnell geht es nicht mit dem Ankern. Du weißt doch, an Bord braucht alles seine Zeit. Ich zeig dir erst das Deck.“

 

 

 

 

 

 

 

 

Wir sehen in den Umkleideraum der Matrosen. Ach wie interessant. Sie haben alle die gelben Anzüge, die der Bootsmann trägt. Daneben ist der Raum, wo alle, auch der Kapitän, ihre Wäsche waschen.

Der Schiffsmechaniker repariert ein Geländer, das beim großen Sturm kaputt gegangen ist. Wir können auch einen Blick in seine kleine Werkstatt werfen.

Es macht Spaß, dem Mann bei der Arbeit zuzusehen. Er trägt übrigens einen roten Anzug. Sieht fast so aus wie ich. Wie farbenfroh sich die Männer an Bord doch kleiden! Mal Gelb, mal Rot, mal Blau.

„Klugi, komm weiter!“, drängt der Kapitän. Und so bewegen wir uns den langen Gang entlang und ich erkenne schon von weitem die Container. „Sieh mal nach oben, das ist die Brücke und die Fenster darunter gehören zu meiner Kammer. Erkennst du auch das Radargerät da oben? Das ist ganz wichtig, damit wir auch immer den richtigen Weg finden.“

Inzwischen sind wir dort angekommen, wo die Matrosen das Ankern vorbereiten. Sie drehen und klopfen an großen Teilen. Ach, da ist ja auch der Bootsmann.

Aber wie sieht der denn aus? Ohrenschützer und eine Schutzbrille trägt er. Der Kapitän erklärt mir, dass beim Runterlassen des Ankers viel Staub und kleine Metallteilchen durch die Luft fliegen und dass es gleich sehr laut hier sein wird.

„Halte dir die Ohren zu!“, empfiehlt er mir. „Wo hast du überhaupt deine Ohren?,“ fragt er. „Tja“, antworte ich, „mit Schiffen kennst du dich gut aus, von Vögeln hast du scheinbar nicht so viel Ahnung. Unsere Ohren sind im Federkleid versteckt.“

  Während wir noch miteinander reden, gibt es einen lauten Knall. Ich kann gerade noch erkennen, wie der Anker ins Wasser taucht. Was für ein aufregendes Erlebnis!

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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