Heilig Abend an Bord
Nun kurz zum gestrigen Abend an Bord. Es war ja Petis letztes Weihnachten auf dem Schiff. Zunächst machten wir unsere kleine Bescherung. Ich schenkte ihm das Florida-Buch, einen großen Kasten Mon Cherie und ein T-Shirt von den Bahamas. Von ihm bekam
ich einen roten flauschig-glitzernden Pullover und eine kleine Tasche für Theaterbesuche oder ähnliches. Ich habe mich sehr gefreut. Er war dafür extra in Savannah an Land gegangen und hatte auch alles sehr hübsch eingewickelt. Dann packte ich
Katjas Geschenke aus und entdeckte bei der Gelegenheit, dass sie mir eine Glückskerze mitgegeben hatte, so dass ich doch noch eine Kerze anzünden konnte. Um 18 Uhr versammelte sich die Mannschaft in der Messe und Peti hielt eine kleine Rede. Wir
stießen mit einem Glas Sekt an, jeder gab jedem die Hand und wünschte Merry Christmas. Dann wurde das vorher am offenen Feuer gegrillte Schwein angeschnitten und das große Essen begann.
Die Party begann 1 ½ Stunden später im Offiziersclub, den wir vorher dekoriert hatten. Jeder bekam eine große Tüte mit Süßigkeiten und eine kleine Taschenlampe von der Reederei. Das hatten wir alles vorher aufgeteilt. Auch hier fehlten die
Kerzen. Es gab zwar einen Kunstbaum, aber das Licht ist eben ungemütlicher. Nachdem alle ausgepackt hatten, begann unser Christmas-Singen. Peti hat vieles mit meiner Kamera gefilmt.
Zuvor fragte ich noch nach meiner Öllampe. Und tatsächlich, der Filipino Nonilon hatte sie für mich hergestellt. Sie stand hinten in der Ecke, unbeachtet, fast vergessen. Natürlich haben wir sie gleich entzündet und ich habe mehrere Fotos mit
Nonilon und der Kerze gemacht. Dem Singen konnten sich auch die deutschen Offiziere nicht entziehen. Es ist ja auch immer einfacher, wenn alle ein paar Blätter mit den Texten in der Hand halten und man sich nicht beobachtet fühlt. Ich glaube, es hat
allen Spaß gemacht und ich kann mir nicht vorstellen, dass so etwas jemand schon mal an Bord erlebt hat. Wir arbeiteten unser ganzes Programm durch. Der Tanz wurde aufgeführt, die Drummer klopften eifrig mit. Einer davon hatte sich
Weihnachtsmannmütze mit Bart aufgesetzt. Wir sangen White Christmas in Englisch und Deutsch und „Pasko“, das philippinische Weihnachtslied und auch das Lied „Happy Christmas“ von Paul McCartney, in dem es in einer Strophe heißt:
And so happy Christmas for black and for white
For yellow and the red one’s let stop all the fight
Das passte so richtig zu dem Abend.
Ansonsten sangen wir alles, was wir an Weihnachtsliedern kannten, bzw. wofür ich die Texte mit hatte.
Danach haben wir gewichtelt. Ich hatte mit Peti vorher eine Weile darüber diskutiert, ob das gehen würde oder nicht, aber da es mit der Musical- Gruppe beim Italiener in Hermsdorf so lustig gewesen war, konnte ich mir vorstellen, dass es auch mit
dieser Mannschaft ein Spaß werden könnte. Wir haben es etwas anders gemacht, als normalerweise üblich. Peti hat zusammengesucht, was er an Bord fand, zum Beispiel zwei Basecaps, ein T-Shirt, eine Stange Zigaretten, einen weißen Wecker, einen USB
Stick, aber auch Kleinigkeiten, wie Feuerzeug, Kugelschreiber, ein paar Näschereien, die an alle verteilt wurden. Und es wurde ein großer Spaß. Es war schon lustig zu sehen, wie begehrt manche Sachen waren. Der Wecker zum Beispiel stand hoch im
Kurs und wechselte häufig den Besitzer.
Zum Schluss bekamen ihn nicht die, die erbittert darum gekämpft hatten, sondern Giberl, ein kleiner, eher ruhiger junger Mann mit langen Haaren, den vorher gar keiner so richtig wahrgenommen hatte. Jedenfalls
war es eine lustige Sache. Wir haben viel gelacht und so kam keine traurige oder wehmütige Stimmung auf. Die Filipinos haben dann noch in ihrem Clubraum, unten auf dem Schiff weiter gefeiert, aber wir waren ziemlich k o. Es reichte auch. Es war ein
anderer, aber sehr schöner Weihnachtsabend. Jedenfalls bin ich zufrieden und Peti ist es auch.
Nun gehe ich in die Küche und mache die Klöße. Na hoffentlich werden sie gut, das hängt manchmal sehr von der Konsistenz der Kartoffeln ab, wie du weißt, und hier sind die Kartoffeln ziemlich fest und mehlig.
Oskar, der Professor und Louisa, die wir von den Bahamas mitnahmen, und die bei Katrin gute Freundinnen aus Charleston, China und Frankreich finden wird, haben als erstes die Weihnachttüten begutachtet und so manches gefunden, was ihnen Freude
bereitet hat. Sie grüßen Hasenoma und alle ihre Freunde vom jetzt wieder sehr sonnigen Atlantik.
Ich habe mir übrigens, als ich dich gestern anrief, weil wir an der Insel Santa Maria, die zu Portugal gehört, vorbei fuhren, wo es Funkempfang gibt, auch noch den Tagespass gekauft, den man sich per SMS bestellen kann. (was ich auch auf den Bahamas
gemacht habe, als wir im Hafen lagen und anders kein Kontakt mehr möglich war.) Damit konnte ich ins Internet, meine Post abrufen und auch mal bei Facebook reinschauen. Bei dieser Gelegenheit habe ich auch deine Huxlipux-Weihnachtsaktivitäten lesen
können. Sehr schön ist es geworden, auch mit den Fotos von Wolfgang. Ich freue mich, dass du wieder so aktiv bist. Ich finde, du hast mich auch am Telefon einwandfrei verstanden. Nach einer Stunde waren wir allerdings wieder ohne Verbindung. Aber es
hat gereicht. Wir sind übrigens zufällig darauf gestoßen, dass wir Netz hatten, weil wir Petis Schiffshandy ausprobieren wollten, mit dem ich euch für sehr viel teureres Geld über Satellit hätte anrufen können, wo alles immer sehr verzerrt
klingt. So war es besser.