Der Frosch mit den Knöpfchenaugen
Direkt neben dem Dorfteich baut sich an jedem Freitag ein Markt auf. Da gibt es Äpfel und Birnen, Astern in allen Farben, Fleisch- und Wurst, Handtaschen und Strümpfe, Wolle und bunte Knöpfe, Große und Kleine. Im Dorfteich schwimmen die Enten, ungerührt vom Marktlärm und tauchen nach kleinen Fischen. Im dichten Schilf wohnt eine Froschfamlie, die von Zeit zu Zeit ein Konzert in ihrer Art gibt. Da, wo das Schilf undurchdringbar ist, wohnt die Schilfhexe. Meist macht sie sich unsichtbar, ist eine stille Beobachterin. Richtig gesehen hat sie noch keiner. Nur wenn der Nebel sich über dem kleinen See verflüchtigt und dünner wird, kann man lange weiße Haare flattern sehen. Eines der Fröschlein war ein sehr neugieriges und flinkes Kerlchen. Es entwich eines Nachmittags der Familie und hüpfte über den Rasen zum Markt hinüber. Die Wolle- und Knopfmarktfrau kreischte los, als der kleine Frosch über ihren Marktstand sprang. Die Frau hatte viele Leute herbei gelockt mit ihrem Geschrei. Die versuchten das Fröschlein zu fangen. Aber es rettete sich in die Knopfkiste und versteckte sich dort. Als sich die Marktfrau beruhigt hatte und mit dem Nachbarn über ihr schreckliches Erlebnis sprach, fragte der kleine Frosch zwei rote Knöpfe, ob sie nicht seine Augen werden wollten. Warum nicht. Der Frosch setzte sich also zwei lustige rote große Augen ein. Damit watschelte er in die Wiese und zum Schilf hinunter. Als ihn die Schilfhexe sah, lachte sie Tränen, so lustig fand sie ihn, und da sie guter Laune war, verwandelte sie den Teich in einen bunten süßen Bonbonbrei, zäh und schmackhaft.Der Frosch mit den roten Augen leckerte sich durch die Bonbonmasse, die in der Nacht immer fester wurde, fast so wie das Eis im Winter. Niemand fürchtete sich vor diesem bunten süßen Teppich auf dem Wasser. Von unten nagten die Fischlein und oben drauf erfreuten sich die Enten und Frösche. In dieser Nacht gab es kein Froschkonzert. Karamel und Vanille, Zitrone, Waldmeister und Blaubeergeschmack dazwischen. Es war eine Masse zum Naschen und Träumen. Auch die Schilfhexe war dabei und tanzte mit dem Fröschlein über den Bonbonteich. Dann legten sich die Nebel auf den Rest der Nacht. Bevor es Morgen wurde, warnte die Schilfhexe alle Tiere, denn mit dem ersten Sonnenstrahl begann die Bonbonmasse langsam abzuschmelzen. Je höher die Sonne stieg, desto schneller verschwand der Bonbonteppich. Nur das Fröschlein mit den roten Augen blieb übrig. Es erzählte die Geschichte viele viele Male und wurde überall im Land bekannt, und besonders als die nette Malerin Karla Fischer das Bild gemalt hatte. Und selbst diejenigen, die kein Bonbongeld haben, spüren nun den Geschmack von Vanille, Zitrone, Waldmeister, und Blaubeeren auf der Zunge. Hmmm und wie ist es bei dir?
Bild von Karla Fischer
Märchen: U.Böhnke-Kuckhoff