Was Minimax gezaubert hat
Ich weiß nicht, ob Ihr das Teddybärland kennt. Wie? Ihr meint, es gibt gar keines. Schaut nur, Maja hat es aufgemalt. Und neulich fand ich auch eines im Internet.Diese Bären von Doris Kimmel sind hier an einem Durchgangsort. Freiwillige Helfer haben sie gestrickt und Sorgenkinder erhalten sie als Trostgeschenk. (Davon mehr ein andermal)
Die Zauberei von Minimax
Im Teddybärland lebt der kleine gelbe Zauberbär Minimax. Er zauberte, die Sonne in den Himmel und gute Laune für alle Leute. Ihr seht ihn im fliegenden Ballon, von wo aus er schaut, ob alles in Ordnung ist, keiner Sorgen hat und niemandem etwas weh tut. Neulich hatte er von der Oma Humpel gehört, die nicht mehr richtig gut laufen kann. Für sie zauberte er Hausschuhe, mit denen man wie von selbst gehen kann. Man sagt nur.
„Hu, hu, hu, ihr lieben Schuh,
tragt mich bitte, wie ich bin,
gleich zum Bäckerladen hin.“
In das Sprüchlein muss man immer den Ort sagen, zu dem man gern kommen möchte. Die Oma Humpel freute sich sehr. Denn sie hatte kein Auto. Und die Pünktchenhausschuhe sahen so schön aus, dass jeder lächelte, der Oma damit traf.
Einmal, als Oma gerade vom Spielzeugladen nach Hause ging, Kam ein Gewitter. Es blitzte und donnerte, und Regen pladderte zur Erde. Natürlich so fix die Schuhe auch flitzten, sie wurden trotzdem zusammen mit Oma nass. Da zog sie die Schuhe vor dem Haus aus und stellte sie unters Vordach zum Trocknen. Sie hatte nicht bemerkt, wie ihr ein Clownskasper in die Tasche gehüpft war. Bis Oma Humpel die Hausschuhe abgestreift hatte, versteckte der sich rasch hinter einem Blumentopf.Er war so neugierig, die Schuhe auszuprobieren. Das Sprüchlein hatte er sich gemerkt, als Oma aus dem Laden ging und sagte:
„Hu, hu, hu, ihr lieben Schuh.
tragt mich bitte, wie ich bin,
gleich zu meiner Wohnung hin.“
Und als die Schuhe getrocknet waren, zog er sie an und wünschte sich, die Schuhe mögen ihn nach Berlin tragen.
Noch ehe er sich überlegt hatte, jemanden Tschüß zu sagen, war er schon in der Stadt mit dem Fernsehturm. Kein Bein, das ihm weh tat, alles war in Ordnung. Leute die den kleinen Clown sahen, lachten und bestaunten seine putzigen Pünktchenhausschuhe. Als er Hunger hatte, stellte er sich an einer Würstchenbude an. Ein Mädchen hob ihn hoch und fragte: „Na, hast Du auch Hunger?“ Und kaufte zwei Würstchen, wovon sie eines dem Clown gab. Mit seinem kessen Lächeln bedankte er sich und lief zum Wannsee. Das heißt, die Zauberschuhe trugen ihn auf seinen Wunsch hin. Es war ein heißer Tag, und der Clown kühlte sich im Wasser ab und winkte den Dampfern zu. Natürlich trug er im Wasser keine Schuhe. Als er heraus kam, stand nur noch ein Schuh da. Er blickte sich um. Wo war nur der zweite? Ein kleiner Junge hatte sein Spielzeugbärchen hineingesetzt und war damit zu seinem Kinderwagen gekrochen. Die Mutter packte gerade die Decke ein und sie gingen nach Hause.
Was sollte unser Clown nun mit nur einem Hausschuh anfangen? Der hatte allein ohne seinen Bruder keine Zauberkraft mehr. Da half kein Zauberspruch und kein Bitten. Er stand auf einem Bein und weinte. Ein junger Mann bemerkte ihn. „Hast wohl einen Schuh verloren?“ fragte er. Obwohl er natürlich die Clownssprache nicht kannte, wusste er sofort, was da los war. „Dein Glück, dass ich mein Fototelefon da habe,“ sagte er und fotografierte den einen Schuh. Er schickte ihn ans Fernsehen. Dort zeigte man in den Nachrichten den hübschen Pünktel-Schuh. Der Ansager fragte: „Gibt es jemand, der diesen Schuh kennt? Bitte bei uns melden.“
Der junge Mann fuhr mit der Bahn und dem Schuh zu seiner Oma. Zufällig war es die Oma Humpel. „Was machst du mit meinem Schuh?“ fragte sie ihren Enkel erstaunt.
„Wart mal, mein Telefon klingelt.“ Der junge Mann horchte und strahlte. Ja, der zweite Schuh war gefunden. Die Mutter des kleinen Jungen, der den Schuh an sich genommen hatte, erkannte den zweiten im Fernsehen und meldete den Fund sofort. Die Freude bei der Oma Humpel war groß. Nie wieder würde sie ihre Zauberschuhe auch nur einen Augenblick allein lassen. „Aber,“ fragte sie, „was wird der arme Clown nun machen?“ Ihr Enkel holte den Clown, der etwas zerknautscht aussah, aus seiner Jackentasche. „Da den habe ich Dir zum Freuen mitgebracht.“ meinte er. Oma Humpel zog den kleinen Frechdachs an den Ohren. Am nächsten Tag brachte sie ihn in den Spielzeugladen zurück.
Zufrieden blickte das Zauberbärchen Minimax von seinem schönen Ballon auf die Erde hinunter.
Text: U.Böhnke-Kuckhoff
Foto: Doris Kümmel
Illustration: Maja Drachsel