Die Wollrosi
Hasenoma erzählt ein Märchen. Alle hören gern zu.
Es waren einmal fünf Wollknäuel. Sie lagen in einem Körbchen und langweilten sich sehr. Fünf Stricknadeln und ein Häkelhaken warteten, wie die Wollknäuel darauf, dass etwas geschah. Eines Nachts beschloss das gelbe Knäuel zu verreisen. „Nimmst du uns mit?“ fragten die Stricknadeln.Aber das Knäuel war schon zum Fenster hinaus gerollt. Vor der Tür lag die Katze Milli. Sie griff mit ihren Krallen nach dem gelben Bällchen und spielte damit. Es dauerte nicht lange, da hatte sie sich aus Versehen mit gelbem Wollfaden fast ganz und gar umwickelt. Das mochten sie nun beide nicht, weder Milli noch die gelbe Wolle. Die Katze jammerte kläglich, bis ein Mädchen vorbei kam. Es befreite Milli von der Wolle, wickelte sie wieder zusammen und brachte sie seiner Oma. Die legte das Knäuel wieder in das Körbchen zu den anderen. Es erzählte von seinem Abenteuer mit der Katze Milli. Die rote Wolle seufzte und schielte zum Fenster hinaus. Sie wollte auch etwas erleben und sagte zu den anderen: „Tschüß“ und „Jetzt verreise ich.“ „Würdest Du mich unterwegs nicht brauchen?“ fragte der Häkelhaken. Aber da sprang das Knäuel schon und rollte gleich weiter weg. Die Katze Milli kniff die Augen zu und hatte keine Lust, hinterher zu rennen.Am Straßenrand hielt das rote Knäuel an. Es wollte zu gern von einem dieser vorbei sausenden Autos mitgenommen werden und legte sich winkend auf den Fahrdamm. Der Fahrer vom dicken gelben Bus hatte es nicht gesehen und fuhr einfach über die Wolle hinweg. „Du liebe Güte!“ bellte ein weißer Hund. “Bist Du aber schmutzig!“ Vorsichtig nahm er das rote Knäuel in die Schnauze und trug es zur Oma. Er legte es vor ihre Wohnungstür und lief wieder davon. Als Oma einkaufen gehen wollte, fand sie das Knäuel und wunderte sich, dass es so schmutzig aussah. Sie würde die Wolle waschen, ehe sie etwas daraus strickte. So landete die Wolle erst einmal in der Waschschüssel, dann auf der Leine und konnte keinem von ihrem Erlebnis erzählen.
Doch nichts und niemand hielt nun die weiße Wolle davon ab, auch zu verreisen. Die Stricknadeln und der Häkelhaken fragten nicht mehr, weil sie die Antwort schon ahnten. Die Wollknäuel wollten allein reisen ohne die Arbeitsgeräte, die sich darauf verstanden, Wolle zu schönen Dingen zu verarbeiten aber zum Verreisen oder Ausreißen nicht geeignet schienen. Aber was passierte der weißen Wolle?Sie – fiel in die Regentonne, weil sie nicht weit genug gesprungen war. In der Regentonne lebte ein kleiner Fisch. Der setzte sich die weiße Wolle auf die Nase und fuhr stolz mit ihr hin und her. Als der Gärtner kam, um Wasser aus der Tonne zu schöpfen, mit dem er die Blumen gießen wollte, pflückte er die weiße Wolle vom Kopf des Fischleins und warf sie in Omas Fenster zurück. Er hatte aus der Ferne gesehen, wie das Knäuel heraus gekullert war. Den Fisch aber angelte er auch und brachte ihn seiner Frau fürs Mittagessen.Später, als auch die rote Wolle gesäubert und wieder aufgewickelt war, nahm die Oma das Körbchen mit der Wolle und stellte es auf den Tisch. „Ich sehe schon, Euch ist langweilig!“ murmelte sie und griff den Häkelhaken. Sie benutzte alle Wollknäuel nacheinander und zauberte eine liebe Puppe daraus. Nur das Rot bekam eine sehr kleine Aufgabe, denn sie war noch etwas feucht. Oma schnitt ein paar Fäden ab, mit denen sie die Haare der Puppe fest band und ihr einen kleinen Mund nähte.Die Puppe nannte sie wie ihre Enkelin, Rosi, und stellte sie aufs Fensterbrett. Die Enkelin Rosi nahm die Puppe Rosi überall mit wohin sie auch ging. So hatten die Wollfäden noch viele Abenteuer und waren glücklich und zufrieden.Und nun glaubt nicht, dass nur Omas stricken und häkeln. Rosis Mama schnappte sich die Nadeln, um gleich einen kleinen Pullover zu stricken. Und auch Raja, die Studentin aus Bielefeld, strickt einen Schal für ihre Schwester.