Im nächsten Jahr zur Weihnachtszeit

Weihnachtsmarkt in Kucksdorf

Warum soll Schneewittchen, wie Doktor Rumpel seine Freundin nennt, an die Weihnachtszeit im nächsten Jahr denken?
Doktor Rumpel streichelt sanft über ihren Bauch. „Ach so!“ meint sie. „Natürlich unser Kind feiert dann auch schon mit!“ Seufzend schaut der Doktor auf den Kalender. Es dauert ihm viel zu lange, bis der schöne Monat Mai kommt.  Er kann es kaum erwarten, dass ihr Kindlein geboren wird. Ein Junge oder ein Mädchen? So wird er oft gefragt. Aber Schneewittchen will sich überraschen lassen und nicht vorher wissen, was es sein wird.

Die Montagnachmittagssprechstunde beginnt. Es ist ziemlich leer heute. In Kucksdorf öffnet gerade der Weihnachtsmarkt. Ein Karussel lockt alle Kinder an. Ein Nikolaus fragt die Kinder, ob sie brav gewesen sind. In diesem Jahr spielt der Polizist von Kucksdorf, der Herr Lämpel, den Nikolaus.

Nur Willi ist beim Doktor Rumpel und wird von Schwester Kloss gewogen. „Pass schön auf!“ mahnt ihn der Doktor. „Die Adventszeit hält sehr viele lockende Naschwaren bereit.“ Willi aber soll sein Gewicht halten und nicht wieder dicker werden. Der Junge klimpert leise mit dem Geld in seiner Hosentasche. Er wird keine Zuckerwatte kaufen, auch keine Quarkbällchen. Aber einen kandierten Apfel, so einen schönen roten, will er sich  trotzdem nachher leisten.

Da geht die Tür polternd auf. Der Nikolaus stürzt herein.  Er hält ein Mädchen auf dem Arm, das am Kopf blutet und hinterher kommen noch andere weinende Kinder. „Schnell“ bittet der Nikolaus, „Untersuchen Sie das Mädchen. Das Karussell hat plötzlich geruckelt und alle Kinder sind herunter gepurzelt. Die Kleine hier ist gegen den Zuckerwattewagen gestoßen. Darum blutet sie so schrecklich. Ich muss wieder hinaus und verbieten, dass das Karussell sich weiter drehen kann.“

Ängstliche Mütter drängen herein, und es ist plötzlich  ein Gewimmel in der Arztpraxis wie sonst nie. Der Doktor weiß, dass alles viel schlimmer aussieht als es ist, und vor allem das Geschrei noch mehr Angst macht, also schaltet er eine sanfte Weihnachtsmusik ein. Alle  beruhigen sich. Schwester Kloss bepflastert Hände und Nasen und verteilt ihren berühmten Apfeltee, von dem sie immer etwas Vorrat hat.  Ulrike, die sich den Kopf verletzt hat, bekommt einen dicken Verband vom Doktor angelegt. Sie soll heute und morgen im Bett bleiben, ordnet Dr. Rumpel an. Da fließen noch einmal ein paar Tränen. Willi, der noch vom Wiegen hier ist, kramt in seiner Hosentasche. Er seufzt etwas, dann sagt er Ulrike, dass er ihr nachher einen von den schönen duftenden roten kandierten Äpfeln kaufen und bringen wird. Wunderbar  so ein mit fühlender Junge! Und wunderbar ist das überhaupt  in so einem kleinen Ort wie Kucksdorf, man kennt einander und hilft, schlimme Sachen schnell zu vergessen.

Draußen wird das Karussell  abgebaut und mit Hilfe vom Nikolauspolizisten, Herrn Lämpel, auf einen Wagen geladen. Es ist leider schon alt und klapprig. Vielleicht bringt der Meister ein Neues aus der Stadt mit. Vielleicht – vielleicht aber auch erst im nächsten Jahr, wenn das kleine Rumpelbaby schon ein halbes Jahr durch die Welt strampelt. Wir werden es  sehen.

Und nun hör erst einmal das Lied vom Weihnachtsmarkt.

 

 

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