Die dicke Elsa und die Katzen
üJetzt ist Herbst und in unserer kleinen Straße wird es endlich ruhiger. Seit dem Frühjahr und auch den ganzen Sommer über wurde gebaut, gebohrt, gehämmert und große Laster brachten Rohre, Erde und viele Steine. Im Nachbarhaus wurde das alte Dach abgerissen und von Zimmerleuten neu aufgebaut und dann von Dachdeckern gedeckt. Hinterher wurde die Fassade des Hauses neu verputzt. Am lautesten jedoch waren die Arbeiten auf der Straße: die Abwasserrohre wurden aus der tiefen Erde herausgeholt und durch neue Rohre ersetzt. Über Wochen donnerte von früh bis spät eine zwanzig Meter hohe Bohrmaschine die Rohre in die Erde. Ich nannte diese Maschine die „dicke Elsa“. Die Bohrmaschine wurde nachts mit einem Tieflader gebracht, die Straßen im Umkreis wurden dafür gesperrt. Die dicke Elsa fing Morgens um 7. Uhr mit ihren Arbeiten an und donnerte bis Abends. Meinen Balkon konnten die Katzen und ich in diesem Jahr nicht genießen. Es war zu laut. Bärly blieb schließlich nur noch im Keller der zur Hofseite des Hauses liegt und wo es etwas ruhiger ist. Mir taten die Enten und Schildkröten im Kreuzpfuhl , unserem kleinen See, leid. Sie konnten den ganzen Sommer dort nicht brüten und in Ruhe schwimmen. Die Nachtigall kam in diesem Jahr auch nicht, die Kohlmeisen veränderten ihren Gesang, er wurde kürzer. Auch die Füchse wurden durch den Lärm vertrieben. Ich sah sie zwar in der Morgendämmerung, aber ihr alter Bau war nicht mehr zu bewohnen. Von den Fledermäusen sah ich bisher nur eine einzelne. Fledermäuse stellen bei großem Lärm die Jagd nach Insekten ein. Wir leben in einer lauten Welt. Das ist nicht gut für Mensch und Tier. Ich verstehe ja die Notwendigkeit von Baumaßnahmen, aber dies war der lauteste Sommer meines Lebens. Zu meinem Kummer sind im Vorgarten durch den Dreck und Staub die Rosen eingegangen und die Pflanzen auf dem Balkon wollten in diesem lauten Sommer auch nicht blühen. Ich hoffe nun auf einen ruhigen Herbst. Meinen Katzen werde ich in den Zimmern Kletterwände bauen, dann können sie spielen und jagen, müssen aber nicht raus, wenn es laut ist. Euch viel Freude beim Kastanien und Blätter sammeln, es grüßen Barbara und die Katzen
Zum Bild oben: Bärly ruht im Blumentopf
Drei Spatzen begrüßen den Herbst, doch sie fragen, werden wir im Winter auch nicht verhungern?
Text und Fotos Barbara Boehnke