Susi und Philipp

Susi erzählt uns heute die Geschichte ihrer Familie. Cx

"Viele Jahre liegt es zurück,dass wir uns aus 
den Augen verloren haben. Aber ich will 
versuchen, mich kurz zu fassen. Vor zehn 
Jahren lebten wir zusammen in der Nähe eines 
Dorfes in Angola; mein Mann Adrian, unser Sohn 
Philipp und ich. Unsere Verwandten wohnten auf 
der anderen Seite des kleinen Flusses. Manchmal 
besuchten wir sie und dann tobte Philipp mit 
seinen Cousins herum. Ab und zu übernachteten 
wir auch dort, in dem kleinen Grundstück neben 
der Brücke, über die wir am nächsten Tag wieder 
nach Hause liefen. Doch eines Tages passierte es: 
Philipp und sein Vater waren bei den Großeltern, 
als starker Regen einsetzte. In Angola gibt es 
jedes Jahr eine Regenzeit, die von November bis 
April dauert. Diesmal hatte der Regen ein paar 
Tage zu früh eingesetzt und er war so stark, wie 
ich es vorher nie erlebt hatte. Sorgenvoll sah 
ich über den Fluss, der von Stunde zu Stunde 
anschwoll, bis er auf einmal die kleine Brücke 
mit sich riss. Wo ich hin sah, war nur Wasser. 
Ich rief nach Philipp, aber niemand hörte mich. 
Ich wollte auf meinen langen Beinen zu anderen 
Seite waten, aber ich hatte die Lage unterschätzt. 
Der Strom riss mir die Beine weg und ich wurde 
weit fort getrieben. Seitdem suchte ich nach 
meiner Familie. Nach ein paar Jahren glaubte ich 
nicht mehr daran, dass sie überlebt hatten. Dann 
erfuhr ich durch Bekannte, dass in Huxlipux eine 
Lehrerin gesucht wurde. Wieder Kinder um mich zu 
haben, das würde mich von meinem Schmerz ablenken. 
So bewarb ich mich mit meinen Zeugnissen und wurde 
eingeladen, mir alles anzusehen. Es gefiel mir und 
ich blieb, bis vor ein paar Wochen dieser Brief 
aus Angola bei mir auftauchte. Den Rest wisst ihr. 
Philipp lebt, das ist das Schönste für mich. Er hat 
sich mit den Verwandten rechtzeitig von dem reißenden 
Fluss entfernen können. Natürlich haben sie lange 
nach mir gesucht. Dann dachten sie, ich hätte es 
nicht überlebt. Mein Mann gründete eine neue Familie 
und Philipp blieb bei den Großeltern, die sich gut 
um ihn sorgten. Als es auch in Afrika Computer gab, 
entdeckte er die Huxlipuxseite und erfuhr, dass 
seine Mutter lebt. Nun sitzt er hier neben mir und 
ich kann mein Glück noch immer nicht so richtig 
fassen."

Katrin singt uns ein angolanisches Volkslied, das bei den Einwohnern sehr beliebt ist.

 

Nach Susis Erzählung hat Katrin eine 
kleine Träne im Auge und der Kapitän seufzt: "Das 
geht zu Herzen, jetzt verstehe ich, warum ihr 
beiden den ganzen Tag zusammen sitzt und zu 
erzählen habt."

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