Über meine Patenkinder
Hallo liebe Kinder,
Sommerzeit ist Ferienzeit, egal ob zu Hause oder in fernen Ländern. Es gibt überall Schönes und Neues zu entdecken. Meine bunte Katzenschar mag es gar nicht zu verreisen. Die Enge in einem Transportkorb und die Geräusche in einem Auto sind zu anstrengend. Aber zum Glück müssen sie ja auch nicht weg, sondern erleben einen herrlichen Sommer im Hinterhof, auf dem Balkon und in dem kleinen Vorgarten. Da ist Platz zum Krallenschärfen an einer Trauerweide, Büsche die vor Blicken von unbekannten Menschen und Hunden schützen. Und eine bunte Vogelschar, die zwitschert und trällert. Bärly sitzt den ganzen Tag auf seinem Hochsitz am Balkon, den Hochsitz habe ich extra von einem Tischler anfertigen lassen. Katzen sind kleine Raubtiere, die sich in der Höhe wohl und sicher fühlen. Natürlich gibt es jeden Tag frisches Wasser und gutes Essen. Ferien zu Hause!
Wenn ich in den letzten Jahren verreist bin, dann nach Bangladesch , das Land am Golf von Bengalen, neben Indien, Burma und Pakistan. Ich war 2002 das erste mal dort mit Freunden und bin dann immer wieder da gewesen, um Menschen zu besuchen, die ich auf meiner ersten Reise kennengelernt hatte. Ich hatte neue Freunde gefunden und besonders Kinder in einem Waisenhaus in der Hafenstadt Chittagong waren mir ans Herz gewachsen.
Bangladesch hat mehr als 150 Millionen Einwohner und ist etwa so groß wie unser Bundesland Bayern. Es zählt zu den dicht besiedeltsten Ländern der Erde. Die meisten Menschen leben in den Städten. Die Mehrheit der Bevölkerung sind Muslime. Das Jahreseinkommen einer Familie liegt bei rund 300 Euro, kaum jemand kann lesen oder schreiben, trotz Schulpflicht. Das Elend und die Zahl der allein gelassenen Kinder- und hier insbesondere der Mädchen- ist groß.
Das Waisenhaus in Chittagong- der zweit größten Stadt in Bangladesch im Südosten des Landes gelegen, am Meer von Bengalen, gibt es seit 125 Jahren und wird von katholischen Nonnen geführt. Zur Zeit leben dort 110 Kinder. Die Kinder wurden an der Straße ausgesetzt oder direkt im Waisenhaus abgegeben. Es sind meistens Mädchen. Mädchen werden als nutzlos angesehen, sie kosten nur Geld und bringen nichts ein. Ein solches Denken ist unabhängig von Religion oder Bildungsstand.
Die Mädchen erhalten in dem Waisenhaus Schutz, Essen, Kleidung und eine Schulbildung. Sie können dort bis zum 16. Lebensjahr bleiben und wenn sie das Glück haben einen Paten zu finden, können sie eine Ausbildung oder sogar ein Studium machen.Das Waisenhaus ist eine Oase der Ruhe, inmitten einer lärmenden Großstadt. Die Gebäude waren eine ehemalige Residenz des Königs von Burma, gebaut um 1760.
Ich habe die Patenschaft für 5 der Mädchen übernommen. Die älteste ist Agnes, sie ist inzwischen mit dem College und der Universität fertig und verheiratet. Die anderen gehen noch zur Schule, sie sind gute Schülerinnen. Zwei der Mädchen wurden inzwischen adoptiert und leben jetzt weit entfernt an der Grenze zu Indien.Bangladesch ist sehr arm und ich als Europäerin kam schon manches mal an meine Grenzen. Es gibt kaum sauberes Wasser, nur wenige Stunden am Tag gibt es Strom und die Armut macht die Menschen blind für die Schönheit der Natur.Bangladesch ist ein von vielen Wasserläufen durchzogenes ebenes Gebiet, die Flüsse sind: Brahmaputra, Ganges und Meghna. Aufgrund der Abholzungen im Himalaya werden die Wassermassen immer größer. Die Hauptstadt Dhaka liegt nur sechs Meter über dem Meer. Wenn in Deutschland über Bangladesch berichtet wird, dann über die jährlichen Überschwemmungen, die oft ganze Dörfer zerstören.
Die Landschaft in Bangladesch ist sehr schön, die Farben leuchtend und intensiver als in Europa. Auch wunderbare Tiere gibt es dort, so den Tiger in den Mangrovengebieten der Sundarbans. Agnes hat vier sehr schöne Bilder über die Landschaft dort gemalt, die ich mir eingerahmt und aufgehängt habe. Meine Gedanken sind jeden Tag dort und Dank Computer kann ich jede Woche mit den Kindern sprechen oder schreiben.Euch noch sehr schöne Ferien, es grüßt aus Weissensee,
Barbara mit den Katzen