Zauberhafte Blumenwiese
Bunti war ein Farbstift, wie man ihn selten findet. Er konnte Rot und Blau, Grün und Gelb malen, je nachdem, auf welche Seite er gedreht wurde. Bunti war sehr stolz auf diese Gabe. Er malte Regenbogen, bunte Häuser, Katzen, halt alles, was man so einem Stift entlocken konnte.
Eines Tages malte er bunte Blumen, rote, blaue, gelbe und dazwischen grüne Blätter, Gräser. Marga, ein Mädchen, das sehr krank gewesen war, schaute auf das Bild. Die Mutter lobte es und fand die Blumenwiese sehr schön. Aber nicht Marga hatte es so leuchtend bunt gemalt sondern der Stift, den sie Bunti nannte, obwohl er von aussen einfach grau war. Das sagte sie auch der Mama und nahm den Stift, so wie sie es gern tat, in den Mund und lutschte ein wenig an ihm. Da begann der Buntstift zu knarren. „He du,“ meinte er, „willst du mir die Farbe ablecken? Das lass mal hübsch sein, sonst kann ich Dir keine Bilder mehr zaubern.“
Marga schlief ein. Der Stift blieb wie ein Nuckel in ihrem Mund. Und ab und zu, im Schlaf, lutschte und lutschte sie weiter. Als sie erwachte, fiel der Stift zu Boden. Das Mädchen sah wieder das Blumenbild von gestern an, das noch auf dem Tisch lag. „Es fehlt noch ein wenig rote Farbe.“ Sagte es und tupfte mit dem Stift. Aber der gab keine Farbe mehr her. Abgelutscht, wusste Marga.
Später ging die Mama mit Marga spazieren. Sie saß in ihrem kleinen Karren und wurde gezogen, denn die Krankheit hatte sie sehr schwach werden lassen. Sie fuhren in den Schlosspark. Und auf einmal sahen sie diese wundervolle Wiese.Fast genau so hatte sie der Stift gestern aufgemalt. Das Mädchen holte ihn aus seiner Tasche und steckte ihn in die Wiese. „Schau nur mal!“ flüsterte es. „Hast du die etwa gezaubert?“ Die Mutter lachte. Sie wusste, dass die Gärtner dieses wunderschöne Fleckchen Wiese mit den Samen der bunten Blumen besät hatten. Aber sie sagte nichts. „Darf ich ihn hier stecken lassen?“ fragte Marga. Na klar, durfte er bleiben und Mama kaufte ihr eine Buntstifttasche mit vielen Farben.Das Mädchen hat keinen Stift mehr in den Mund gesteckt. Die Wiese aber besuchen sie jeden Tag und freuen sich an ihr.
Andreas Frey fotografierte die Wildblumenwiese in Andernach am Rhein. Ursula Böhnke-Kuckhoff hat dazu die kleine Margageschichte aufgeschrieben.