Igor aus dem Krankenhaus entlassen
Ich konnte das Katerchen in der letzten Woche abholen. Die Ärztin sagt, sie hätte seinen Darm zwei mal durch massiert, den Draht aber nicht gefunden. Allerdings hätten sich kleine Knochen, vielleicht von einer Maus in einer Ecke verkeilt, was dazu führte, dass sich der Darm verwurschtelte und übereinander stülpte. Sie meinte, wenn man es nicht per Hand auseinander klamüsert hätte, wäre nichts mehr durchgekommen und der Darm an der Stelle wäre abgestorben. Dann wäre Igor daran gestorben.
Nun ist er also wieder da und muss einen Lampenschirm über dem Kopf tragen. Er stößt damit nicht nur überall an, er kann auch nix orten.Die Ohren von Katzen sind doch sonst wie kleine Satellitenschüsseln, die sich nach jedem Geräusch ausrichten und ihnen auch, wenn sie mit geschlossenen Augen irgendwo herumliegen zeigen, wie Welt um sie herum aussieht. Ohne das wirkt der Kater etwas orientierungslos. Er läuft wie ein Braunbär im ZOO und muss über dem Futternapf und am Fenster andocken um zu fressen oder etwas sehen zu können.Mein Lebensgefährte Thomas leidet, wie mir scheint, noch ein bisschen mehr als Igor und unterstellt ihm immer, vorwurfsvoll und traurig zu gucken.Als würde er uns auffordern das Ding abzunehmen. Abgemacht wird es aber erst am nächsten Dienstag. Dann werden die Fäden gezogen.
Der Kater verfügt nämlich nicht nur über ausrasierte Stellen an den Vorderärmchen, an denen Zugänge für Medikamente gelegt wurden sondern auch über eine Narbe am Bauch die länger ist, als meine Hand breit. Und an der darf er sich nicht putzen.
Nun kämme ich ihn jeden Tag, damit er schick aussieht, gebe ihm am Morgen und am Abend seine Medikamente und pflege das Katzenklo. Er muss darin regelmäßig seinen Darm entleeren. Donnerstag hat Thomas mir eine Nachricht geschickt, als es so weit war. Man macht schon komische Sachen.
Euer Cörnchen
Constanze Lindner