Omas Märchenblick

ACHTUNG zwei neue Märchen wurden am 8. 10. wie versprochen, unten angehängt NEU!

Wer abends nicht einschlafen kann, holt sich in Huxlipux die Hasenoma ans Bett. Sie weiß zu jedem Ding, das sie sieht, ein Märchen zu erzählen. Alles hat ein Märchenleben, ganz gleich, ob es der Stuhl, der Schuhlöffel, die Telefonausruhstation oder die kleinste Nagelschere ist. Wenn Hasenoma erzählt hat, singt sie noch ein Schlaflied. Danach schläft man gut und hat die schönsten Träume.

 Ha.oma 26.9, -schuhlöffel

Na, dann erzähle uns doch mal das Märchen vom Schuhlöffel:

Der Schuhlöffel

Manche Leute nennen mich Schuhanzieher. Aber ich bin auch einem Löffel ähnlich. Meist weile  ich im Flurschrank, wo die Mäntel und Jacken der Besucher aufgehängt werden. Ich warte gespannt. Endlich wollen sie nach Hause gehen, dann kommt mein Auftritt. Ich helfe ihnen in die Schuhe. Was gibt es nicht doch für interessante Füße, die ohne mich kaum in die verschiedensten Schuhe hineinkommen würden. Einem helfe ich sehr ungern. Ich weiß nicht, wie er heißt, aber ich erkenne ihn an schrecklich schlecht riechenden Füßen. Wie lange hat der sich wohl nicht gewaschen? Ein Mann hatte ein großes Loch im Strumpf. Der rechte große Zeh schaut heraus. Ohne zu fragen, helfe ich allen in ihre Schuhe. Ich bewundere, wie die Damen auf den Stöckelschuhen davon wackeln, Männer haben meist gute feste Schuhe, manchmal blank gewienert, aber oft auch mit Straßenschmutz befleckt. Einmal war was Scheußliches. Ein paar Schuhe stanken schlimm. Die wurden wohl dann irgendwo gereinigt. Der Mann war in einen Hundehaufen getreten.  Er hatte sich sehr über die fahrlässigen Hundehalter beschwert, die ihren Schmutz einfach liegen lassen.  Ich liebe es, wenn Besuch kommt und ich tüchtig Arbeit habe.

 Der blaue Küchenstuhl

Am Morgen erwacht der blaue Küchenstuhl. Die Sonne kitzelt ihn und lässt ihn strahlen. Er wartet auf das Frühstück. Schon duftet es nach Kaffee. Tobi kommt und schurrt den Stuhl vom Tisch fort. Er klettert hoch und steht auf dem Stuhl, um die Küche zu überblicken. „Aua“ sagt der Stuhl. „Wieso trampelst du auf mir herum? Ich bin doch bloß zum Sitzen da. Das weiß Tobi natürlich, aber weil die Mutter nicht schnell genug die Milch bringt, trampelt er noch ein wenig auf dem Stuhl herum. Und da geschieht es natürlich: Tobi kippt mitsamt dem Stuhl um. Er schreit, und der Stuhl ächzt. Hoffentlich ist nichts kaputt. Die Mutter beruhigt den schreienden Tobi und setzt ihn ordentlich auf den Stuhl. Die Brötchen duften. Endlich wird gefrühstückt. Nachher wird die Mutter mit einem feuchten Tuch kommen und den Stuhl von all den Krümeln und dem Schluck Milch säubern, den Tobi hinterlassen hat. Danach beginnt der sauber blitzende blaue Stuhl bis zum nächsten Ereignis, dem Mittagessen, zu schlafen.

 

Übernächste Woche erzähle ich Euch über die Telefonausruhstation und dann über die Nagelschere.

Eure Hasenoma, Bürgermeisterin 1 in Huclipux

                                                               Die kleine Nagelschere

Sie ist schon sehr alt, die kleine Nagelschere.  Sie hat schon viel erlebt. Als sie frisch aus dem Laden gekommen war,  lobte man sie, wegen ihrer Schärfe und Genauigkeit. Sie hatte es gern, Fingernägel zu beschneiden. Dabei geschah nicht allzuviel. Aber dann war sie eines Tages in die Ritze des Sofas gerutscht und wurde gesucht. Da sie keine Stimme hat, konnte sie auch nicht rufen: „Hier bin ich“. Keine Stimme? Nein, jedenfalls nicht für Menschen.

Märchen Kleine SchereWir Kuscheltiere verstehen ihre Stimme.  Schnipp, schnapp so fängt sie an, wenn sie etwas erzählen will. Seit sie mich und die anderen Huxlipuxer kennt, ist das Leben für sie interessanter als früher. Und so holte ich sie aus der Ritze. Da lag sie nun wieder auf dem Tisch. Aber inzwischen war eine neue Nagelschere angeschafft worden. Die war noch blitzender, noch schärfer als die alte kleine. Sie waren nicht sehr freundlich miteinander. Eine wollte mehr als die andere können. Und als sie einmal eine Nuss öffnete, verbog sich die kleine Spitze, nicht viel, aber doch ganz leicht und so, dass sie zum Fingernägelbeschneiden überhaupt nicht mehr taugte. Also wurde sie für Papierarbeiten benutzt und zuletzt jetzt darf sie immer mit hinaus auf den Balkon und schneidet welke Blätter von den Blumen und Pflanzen ab. Dafür wird die neue Nagelschere nie genommen.  Nun ist sie etwas neidisch. Doch die alte kleine Nagelschere ist sehr zufrieden. Manche Leute hätten sie sicherlich schon weg geworfen, weil sie nicht mal mehr einen Wollfaden durchschneiden kann. Wie gut, dass wir einen Balkon haben. So ist ihr Leben ist gerettet.

Die Telefonausruhstation

Kennt Ihr diese Stationen auch? Na, wer ein Telefon besitzt, auf alle Fälle. Ich zeig sie Euch und dann lassen wir sie mal erzählen. Ich übersetze alles für Euch.

Märchen Telefonstation 1So sieht sie aus, wenn sie erzählt und leer ist.

Märchen TelefonstationUnd so, wenn sie einem Telefonapparat Nahrung gibt

Nun muss ich ja eigentlich gar nichts mehr erklären, Hasenoma hat ja schon alles gesagt. Aber damit Ihr es besser versteht noch einmal. Wir sind noch nicht so alt,  ich und mein Telefon. Aber ich bin sehr froh, hierher gekommen zu sein, denn es wird oft telefoniert in Huxlipux. Wenn jemand anruft läute ich, genau wie der Telefonapparat.  Ich kann einem Gespräch genau so zuhören, wenn Hasenoma telefoniert oder wenn sie oder ein anderer  angerufen wird.  So erfahre ich Trauriges oder Lustiges.  Wichtiges oder auch Unwichtiges, das Leute zueinander sagen und erzählen. Ich kann auch Worte aufheben. Wenn keiner daheim ist, der das Telefonat entgegen nimmt, bin ich bereit, ein paar Wörter zu speichern. Die bewahre ich dann sorgfältig auf, bis einer Nachhause kommt, dann blinke ich mit einem roten Lämpchen und jemand kann die Nachricht abhören.
Wenn das Telefon Nahrung braucht, die Leute sagen Strom, dann kommt es zu mir und ich füttere es, bis es genug hat.  Dabei reden wir beide nicht. Das Telefon sagt auch nicht „Bitte“ oder „Danke“. Und niemand bringt ihm das bei.  Ich bin ein stummer Diener, bis auf die Klingel. Nur die Hasenoma hat mich hier mal für Euch hervor gehoben. Grüßt mal Eure Telefonanlage und auch die Ausruhstation von mir, bitte, denn niemand sonst beachtet sie!

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