Wo aber ist Lilalo?
Till hatte sie bei einem Besuch in Huxlipux mitgenommen. Er wollte sie Katja bei der Reise ins Bett legen. Aber da sie nichts darüber schreiben, hat er Lilalo wahrscheinlich in Berlin in seiner Wohnung vergessen. Na, warten wir das mal ab. Katja hat heute einen Brief geschickt, in dem sie erzählt, wie es an ihrem Urlaubsort ist. Und ein paar Fotos kamen auch.
Vor unserem Hotel Miramare stehen Orangenbäume mit großen Früchten dran. Ich konnte meinen Augen kaum trauen, als ich sie sah. Ich musste an die kleinen Bäumchen im Wohnzimmer meiner Mami denken.
Wir wohnen an einem kleinen Platz. Gleich morgens ist hier ein wildes Treiben. Autos hupen, alle Leute scheinen auf der Straße zu sein. Sie reden unaufhörlich und mit lauter Stimme.
Mittags sind plötzlich alle verschwunden, kein Auto fährt mehr, die Geschäfte sind geschlossen. Siesta nennen es die Italiener. Zeit, sich vor der Sonne zu verstecken. Erst am späten Nachmittag geht es wieder los. Der Platz füllt sich. Es wird wieder laut durcheinander geredet, bis in den späten Abend. Mit meinem Brüderchen zu verreisen, bringt so viele Glückspünktchen, dass sie noch bis in den Herbst reichen werden, obwohl ich an den Herbst jetzt wirklich noch nicht denken will.
Zusammen machen wir aus jedem Tag einen besonderen Glückstag. Morgens sitzen wir nach dem Frühstück mit unseren kleinen Computern unter den Orangenbäumen. Tilli arbeitet ein bisschen, ich schreibe in mein Tagebuch, was wir zusammen erleben. Dann starten wir in den Sommertag. Das Meer lockt uns. Gestern waren die Wellen so hoch, dass ich mich nicht richtig ins Wasser getraut habe. Auch Tilli mag es ruhig. Er schwimmt dann mit großen Bewegungen seiner langen Arme bis zur Boje.
Wenn er zurück kommt hat er meistens eine neue Idee. Beim Schwimmen kann er besonders gut nachdenken, hat er mir erklärt. Immer dabei haben wir ein Fragebuch. Am Strand oder im Restaurant, immer gibt es eine Frage. „Wovor hast du Angst“ haben wir gestern beantwortet. Das ist bei uns beiden ähnlich. „Hunde“, kam es im Chor aus uns heraus. Davon gibt es hier leider viele. Große, kleine, dicke, manche Italiener haben gleich drei Hunde dabei. Auch mit anderen Tieren gibt es Erlebnisse. Ein riesiger Klecks Vogelsch… zischte gestern aus dem Baum direkt auf Tillis Handy von der Taube, die über uns im Baum saß.
Gefährliche Jagd nach einem Untier
Kleine Eidechsen laufen herum und gestern flog eine große Hornisse in unser Zimmer. „Ie“ schrie ich laut. „Was machen wir denn jetzt“, fragte Tilli ängstlich. Erst einmal rannten wir weg. Dann bewaffnete sich Tilli mit einer großen Pappe und einem Becher. Was er damit wollte, verstand ich nicht, denn er traute sich doch gar nicht in die Nähe des großes Fluginsekts. Irgendwann sauste es in unser Bad. „Hilfe“, schrie ich. „Ist das eklig“, kam es von Tilli. Vorsichtig sahen wir um die Ecke. Die Hornisse hing oben an der Wand. Es half nichts. Nachdem Tilli vergeblich versucht hatte das Tier mit Handtüchern aufzuschrecken, holten wir den Hotelmann, der unten am Eingang stand. Die Frauen, die hier arbeiten, lachten uns ein bisschen aus. Dann kam er. In der einen Hand hielt er einen Besen, in der anderen ein Spray und ein Tuch. Mit ernstem Gesicht schloss er die Tür hinter sich. Wir hörten das Zischen der Spraydose, ein leichtes Klopfen. Dann öffnete sich die Tür wieder. Gespannt und ängstlich saßen wir dicht nebeneinander auf der Bettecke. Mit einem großen Lächeln kam unser Retter aus dem Bad. Die Sache war erledigt. Wir applaudierten und er errötete ein bisschen. „Grazie, Grazie, Mille Grazie“ riefen wir. Das heißt Danke, Danke, Vielen Dank. Das Problem war gelöst, wir waren erleichtert. Nur von unten aus dem Speiseraum hörte man es noch lange kichern.