1 Tag Urlaub
Ein kleiner Ausflug kann auch wie eine richtige Reise sein und viele Glückspünktchen bringen. „Ich will an die Ostsee fahren“, habe ich vor ein paar Tagen zu meiner Mami gesagt. „Ich komme mit“, rief sie gleich. Und schon einen Tag später geht die Reise los. Wie gesagt eigentlich nur ein Ausflug ohne Übernachtung.
Schon am Abend davor packe ich eine große Tasche mit Büchern, Zeitschriften, einem Schreibbuch und vielem mehr. Die Tasche ist prall gefüllt, als würde ich für zwei Wochen verreisen. Wir sind beide ein bisschen aufgeregt. Am Vormittag muss ich erst noch ein paar Stunden arbeiten. Dann geht die Reise los. Zweieinhalb Stunden fahre ich unseren schwarzen Flitzer durch die Sonnenlandschaft, bis wir in Markgrafenheide ankommen.
Auf dem Parkplatz packt meine Mami ein paar Köstlichkeiten aus. So futtern wir und trinken Kaffee. Jetzt geht es ans Meer. Habt ihr schon einmal darauf geachtet, wie schön es ist, wenn man den ersten Blick auf das große Wasser wirft und wie es sich anfühlt, wenn die Füße zum ersten Mal im warmen weichen Sand verschwinden.
Gleich suchen wir uns ein Plätzchen. Ich habe immer ein großes weißes Tuch dabei, auf das ich mich legen kann und ein kleines weißes, das auf meinen Kopf kommt. Und so verbringen wir die Zeit am Strand. Meine vielen Bücher und Zeitschriften brauche ich nicht, weil wir fast die ganze Zeit reden und lachen. Ins Wasser gehen wir auch, obwohl es erst kalt ist und wir über jede Welle springen. Aber dann schwimmen wir eine Runde. Ein Eismann kommt auch mit seinem großen Wagen gefahren. Sofort eilen wir hin und kaufen uns eine Kugel. Ein Sommererdbeereis am Strand schmeckt köstlicher als an jedem anderen Ort.
Am frühen Abend fahren wir mit der Fähre nach Warnemünde.
D a finden wir eine Strandcafé, wo man auf großen weißen Himmelbetten sitzen oder liegen kann. Wir fühlen uns wie zwei Strandprinzessinnen. Nun wollen wir noch etwas essen. In einem Restaurant finden wir noch ein Plätzchen, von dem aus wir die Schiffe beobachten können. Ein wenig knurrt uns der Magen. Nur der Kellner beachtet uns nicht. Immer wieder läuft er an uns vorbei und schimpft.
„Dann gehen wir in ein anderes“, sage ich. Als wir aufstehen, guckt der Kellner grimmig. „Wo wollen sie hin?“, fragt er. „Es dauert uns zu lange“, sagt meine Mami. Und während wir weggehen, schimpft er uns hinterher.
Im Restaurant, in dem es tschechisches Essen gibt, ist es anders. Die Kellnerinnen begrüßen uns fröhlich. Ich entscheide mich für eines meiner Lieblingsessen. Kartoffeln, Rotkohl und Soße. „Geht es auch ohne Fleisch“, frage ich die freundliche Kellnerin. „Natürlich“, sagt sie lächelnd.
Nach dem Essen bin ich ein bisschen müde. Aber ich muss ja noch nach Hause fahren. Also hüpfe ich und singe ein Lied, dann geht es wieder. So fahren wir mit Radiomusik in Richtung Heimat. Plötzlich leuchtet es am Himmel. „Was ist das?“, fragt meine Mami erschrocken. Es sind Blitze. Irgendwo musste gerade ein kräftiges Gewitter sein. „Ich hab keine Angst“, sage ich mutig. Doch das helle Flackern wird immer kräftiger. Dann knallt der Regen auf die Straße und unser Auto, so stark, dass ich kaum noch etwas sehen kann. Alle Autos fahren langsam. Es donnert und blitzt weiter. Selbst der Scheibenwischer schafft es nicht mehr die Sicht freizumachen. Also entscheiden wir uns auf einen kleinen Parkplatz zu fahren. Dort stehen schon viele Autos. Keiner will mehr weiterfahren. Wir müssen eine ganze Weile dort warten, bis der Regen nachlässt. Erst um Mitternacht sind wir zurück. Ein bisschen braun bin ich sogar geworden und aus meinen Haaren rieselt, wenn ich sie schüttle weißer Ostseesand. Oder aind es Glückspünktchen?