Warum werden Tiere zu Schimpfwörtern?
Alle sind sie gekommen. Nur eine schnarcht leise vor sich hin. Die anderen warten gespannt auf den Eselsarzt und seine Krankenschwester, die ihnen erklären wollen, wie lange es dauert, bis einer aus ihrer Familie geboren wird.
Vergeblich versucht das Vögelchen Lilli wach zu zwitschern.
Erst das Gebell von Wuffi schafft es. Weil sie hier draußen übernachtet hat, war nicht viel an Schlaf zu denken. Darum ist sie jetzt müde.
Da kommt schon Dr. Grauohr mit Schwester Schnuffelbuffel .
Die Kinder dürfen fragen. Zuerst aber erklärt der Doktor, dass die Menschenkinder 9 Monate im Bauch ihrer Mamas getragen werden und wachsen bis zur Geburt.
Nun wollen alle wissen, wie lange es bei einem Wildschwein dauert. „3 Monate und 3 Wochen“ sagt der Doktor. „Und ein Hund?“ fragt Wuffi. “ 68 Tage.
Eine Kuh braucht 285 Tage.
Ein brauner Bär 70 Tage, der Eisbär viel länger, 8 Monate,
30 bis 32 Tage dauert die Brutzeit beim Storch. Die männlichen Störche wechseln sich mit den Müttern beim Brüten ab.
Die Hühner sitzen fast 29 Tage auf ihren Nestern bis die Kücken da sind.
Ein Esel wird 12 Monate im Mutterleib getragen. Am Längsten dauert es beim Elefanten, nämlich 660 Tage. Das sind fast zwei Jahre. Ah und oh wird gestaunt.
„Ätsch“ sagt Wuffi zur Kuh.“ Hunde sind viel schneller als Kühe.“
„Du mit Deiner großen Klappe!“ verteidigt sich die kleine Kuh. Kühe werden viel größer als Deine Sorte, Wuffi“ . Die beiden gehen aufeinander los und wenn nicht Doktor Grauohr dazwischen gegangen wäre, hätte es eine dumme Beißerei gegeben.
Er setzt die zwei auseinander. Dann ordnet er an: „Schluss. Und noch eines. Was ich Euch erzählt habe, gilt natürlich nicht für Kuscheltiere. Die werden vom Spielzeugmacher gebaut. Sie kriegen keine Kinder. Frau Schmusel ist eine Ausnahme. Ein Spielzeugmacher hat ein Kleines in ihren Bauch mit eingenäht. Das wird nun genau nach 31 Tagen heraus geholt. Wie bei richtigen Hasen.“
Der Storch fragt, warum so viele Kinder im Frühling geboren werden. Doktor Grauohr möchte, dass sie von selbst darauf kommen. Die Vogelnester können nur im Frühjahr gepolstert werden. Die meisten Kinder, die ausgebrütet werden zwitschern sich so im Mai ins Leben, Sie denken an die Enten und auch an die Schwäne mit ihren erst grau aussehenden Kleinen. Auch die Katzen bekommen Maikinder.
„Und die Menschen?“fragt Lilli. „Fragen wir sie doch mal. “ Katrin ist im April geboren, Mascha im Mai, Käptn Peti im Mai, Ulla im Mai Glückspünktchenkatja im Juli, Das sind Frühlingskinder. Till ist ein Januar-Winterkind. Sabine auch. Und Robert ebenfalls. Und jeder meint, sein Monat sei der Richtigste und Beste, sagt Doktor Grauohr.
Als sie heimgehen prahlen sie dennoch alle mit den Tragzeiten ihrer Artgefährten herum. Das war ein interessanter Tag!
„Das haben Sie sehr gut herausgefunden, Herr Doktor Grauohr!“Zoodirektor Weißlein bedankt sich.
„Ich könnte noch viel mehr erzählen, aber die Kleinen sind noch nicht in der Lage, länger still zu sitzen und zu hören.“
Oh – es klopft. Samstag. Keine Sprechstunde eigentlich – eigentlich. Aber ich öffne die Tür.
Nanu, was will der kleine Gutlieb-Löwe zusammen mit der Kindereule? Sie sind nicht krank. „Ach lieber Herr Doktor,“ fast weint er. Der Löwe. „Man hat uns beide vergessen zum Vortrag einzuladen. Wir wollen doch auch gern über unsere Familien Bescheid wissen. “ Dr. Grauohr tröstet sie.
„Also Löwen wachsen 105 Tage im Bauch ihrer Mütter, bis sie geboren werden. Es sind immer zwei.“ „Dann hätte ich, wenn ich nicht ein Spielzeug wäre noch einen Bruder oder eine Schwester?“ „Iaa “ sagt der Eselsarzt. „Und die Euleneier werden in 24 bis 29 Tagen ausgebrütet.“ Die schlaue kleine Eule fragt: „Dann ist es wohl bei allen Bruttieren ungefähr die gleiche Zeit.“ Dr. Grauohr lobt die kleine Eule.
Als es noch einmal klopft – steht sein Gesprächsfreund Professor Schlamperbein draußen.
„Lieber Doktor,“ beginnt er zögernd. „Eigentlich weiß ich gar nicht so recht, mit welchem Tier der Wirklichkeit ich verglichen werden kann. Mich hätte das schon mal interessiert. Und auch, wie die Geburtsvorgänge verlaufen.“ Doktor Grauohr bückt sich zu ihm hinunter. „Ach, Professorchen,“ seufzt er. „Wir beide, Sie und ich gehören zu der Sorte Tiere, deren Namen sich die Menschen immer als Schimpfworte aussuchen. Alter E… oder dummer A… Ich spreche das nicht aus. Und darum lassen wir doch die Sucherei. Sie sind wie Sie sind und außerdem sind Sie mein Freund.“