Nachrichten von Zim Ontario

Hinaus aufs weite Meer

 

Da bin ich wieder, um euch von meinen Reiserlebnissen zu berichten. Zum Glück brauche ich mich nicht mehr zu verstecken. Ich darf mich überall umsehen, wenn ich die Männer, die auf dem Schiff arbeiten, nicht störe. Und so fliege ich hin und her und betrachte mir alles, was sich an Bord und auf dem Wasser tut.

Hongkong haben wir hinter uns gelassen. Jetzt werden wir drei Wochen über den Pazifik fahren. So heißt der große Ozean. Er glitzert blau im Sonnenlicht. Ich fliege ein Stück hinaus, kehre aber schnell wieder um, als ich bemerke, wie schnell das Schiff fährt. Wenn es weg ist, bin ich allein über dem Riesenozean und weiß nicht, wie ich den Weg nach Hause finden soll.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Die frische Meeresluft hat mich müde gemacht und ich suche nach einem Plätzchen zum Schlafen.

Es ist sehr laut auf dem Schiff. Unentwegt hört man einen Brummton. „Was ist das für ein Geräusch?“ frage ich den Kapitän, als wir beide wieder in seinem Zimmer sind, das man hier Kammer nennt. Der Kapitän sitzt auf seinem gemütlichen Schreibtischsessel vor dem Computer, und ich habe auf dem Bildschirm Platz genommen, so dass wir uns beide in Augenhöhe ansehen können.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

„Das kommt aus dem Maschinenraum, der viele Etagen unter uns liegt“, erzählt  Kapitän Peter. „Dort wird unser Strom erzeugt und das Wasser aufbereitet und das Wichtigste, dort ist unser Motor. Ohne den könnten wir nicht übers Meer fahren. Das alles kannst du dir demnächst mal ansehen.“

„Jaaaa,“ zwitschere ich, in mein Vogelhirn passen die vielen fremden Begriffe nicht rein. Ich muss mir selbst ein Bild machen können.“

Der Kapitän streut ein paar Körner in eine Untertasse. „Hier, die habe ich noch schnell in China für dich besorgt. Sonst verhungerst du an Bord.“

Ich freue mich darüber, denn vor lauter Aufregung habe ich nicht daran gedacht, wie ich mich auf dem Schiff ernähren könnte.

Nach dem Picken der Körner fallen mir die Augen zu. Wo ist denn hier ein gemütliches Schlafplätzchen? Ich sehe mich um in der Wohnung des Kapitäns. In seinem Bett möchte ich lieber nicht schlafen, sonst zerdrückt er mich wohlmöglich. Nachdem ich eine Flugrunde ums Zimmer gedreht habe, weiß ich, wo ich mich ausruhen kann. Eine Grünpflanze mit vielen Blättern ist der richtige Platz. Gerade kann ich noch erkennen, dass es keine echte Pflanze sondern eine künstliche ist, da schlafe ich auch schon tief und fest.

 

 

 

 

 

 

 

 

Ein langer Piepton reißt mich aus dem Schlaf. Es ist dunkle Nacht, aber auf einem Brett neben dem Computer blinken ein paar Lämpchen. Kapitän Peter erhebt sich aus dem Bett. „Keine Angst, Klugi, das ist nur ein Alarm im Maschinenraum. Da geht jetzt ein Ingenieur runter und beseitigt die Störung. Gleich ist alles wieder ruhig. Nun zitter mal nicht, du bist auf einem Schiff, das größer ist als ein Haus. Hier passiert dir nichts. Schlaf weiter!“ Das Piepen hat inzwischen aufgehört und ich stecke meinen Kopf  zwischen das Gefieder. Im Schlaf träume ich von der großen Wiese hinter dem Haus von Katrin, wo meine Freunde jetzt herum fliegen und vielleicht an mich denken.

 

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