Der Lotse kommt an Bord
15. Januar
Hallo, Käpt. Peti
Ich schau grad mal, wo du
bist auf dem blauen Ozean. Aber richtig lesen kann ich das ja erst, wenn ich in der Schule bin.
Gruß Mascha
12. Januar Hong Kong
Kapitän Peter hat Honkong gerade wieder verlassen. Viele Matrosen und der 2. Offizier haben gewechselt. Die einen konnten nach Hause, eine neue Besatzung kam dazu. Man begrüßt alte Bekannte und neue Matrosen, aus den Philippinen. Er schreibt:
Jetzt geht es wieder für 20 Tage übers große Wasser, bis wir den Panama-Kanal durchfahren, genau wann, teile ich noch mit. Ich grüße die Sonne von euch, denn hier scheint sie unaufhörlich, während es bei euch dauernd regnet. Machts gut und Ahoi sagt euer
Kapitän Peti
Das Schiff fährt in den Hafen
Heute könnt ihr dabei sein, wenn mein Schiff im Hafen anlegt. Es ist keine leichte Sache, ein Schiff von der Größe eines Hochhauses in den Hafen zu bewegen und zum Stehen zu bringen. Deshalb gibt es Männer, die uns helfen. Sie nennt man Lotsen. Die Lotsen kennen sich in den Gewässern rund um den Hafen gut aus. Das Wasser ist dort viel flacher als auf hoher See und unser großes Schiff darf nirgendwo stecken bleiben.
Deshalb werden zu allen größeren Schiffen Lotsen geschickt. Sie kommen mit dem Lotsenboot oder wenn die See sehr wellig ist, mit dem Hubschrauber und klettern an der Seite des Schiffes die Lotsenleiter, die aus Stricken und Holzstufen besteht, hoch. Ein Offizier hilft ihnen dabei, sicher in das Schiff zu gelangen. Dann begeben sie sich hoch zur Brücke. In unserem Fall müssen sie neun Etagen zu Fuß zurücklegen, weil wir keinen Fahrstuhl haben. Manch ein Lotse muss sich dann erst mal eine Weile hinsetzen, um wieder frei zu atmen. Doch nach einem schönen Glas Mineralwasser, das ich für sie bereit halte, beginnt ihre Arbeit an Bord. Sie suchen sich einen Platz auf der Brücke und nehmen ihr Sprechfunkgerät in die Hand.
Wenn wir einen Hafen anlaufen, wird das Schiff nicht mehr automatisch gesteuert, sondern jetzt steht ein Matrose am Steuerrad und betätigt es nach den Empfehlungen des Lotsen, der die genaue Richtung bestimmt. Jede Zahl, die er angibt, wird vom Matrosen wiederholt, natürlich in Englisch. Da heißt es zum Beispiel: One Zero One (1-0-1). Das ist unser Kurs, den wir einschlagen. Es klingt vielleicht komisch, wenn alles zweimal gesagt wird. Aber es ist wichtig, damit auch wirklich kein Missverständnis entsteht und wir nicht irgendwo auf einer Sandbank stecken bleiben.
In der Nähe des Hafens verringern wir unsere Geschwindigkeit immer mehr. Ganz langsam fahren wir durch die manchmal engen Wasserstraßen, wo jetzt viele andere Schiffe unterwegs sind. Sie dürfen nicht aneinander stoßen, deshalb planen die Leute im Hafen ganz genau, wann wir einfahren können. Manchmal müssen wir auch noch ein paar Stunden warten, bis der Weg für uns frei ist.
Doch bevor wir in den Hafen dürfen, kommen zwei Schlepperboote, die am Schiff vorn und hinten mit einer Leine befestigt werden und unser Schiff an den Liegeplatz ziehen.
Immer noch steht der Lotse auf der Brücke. Je näher wir der Stelle kommen, wo wir mit unserem Schiff anlegen werden, desto schwieriger wird es auch für mich. Ich bin immer etwas angespannt, weil das Schiff nirgendwo anstoßen darf. Manchmal ist der Raum sehr eng und wir müssen rückwärts heranfahren. Sehr langsam bewegen wir uns auf den letzten Metern. An Land warten schon die Hafenarbeiter, die die Leinen, die unsere Matrosen hinüber werfen, festbinden.
Foto: v. l. der Lotse, Kapitän Peti, ein Matrose
Wenn die Gangway (also die Treppe) angebracht ist, kann der Lotse von Bord gehen. Wir verabschieden uns bis zum nächsten Mal, aber meistens sehen wir uns nicht wieder, weil beim nächsten Mal ein anderer kommt, denn es gibt sehr viele Lotsen in den Häfen der Welt.
Text und Fotos von Peter Hofmann und Katrin Schrader
Vom 15. Dezember bis zum 4. Januar schwimmt die Zim Ontario übers Meer. Erst am 4. Januar fährt sie wieder einen Hafen an in Pusan. So viele Tage und alle Feiertage nur Wasser rings umher.
Ein gutes Neues Jahr Käptn Peti!
Käptn Peti läuft viele Male treppauf, treppab. Eigentlich viel Sport. Oder?
Sportlehrer Weißlein sagt, auch ein Kapitän sollte sich noch mehr Bewegung suchen. Post vom Kapitän:
Hallo, Ihr Lieben! Neujahr kommt zu uns hier schon 9 Stunden eher als bei Euch. Und wenn es bei uns am nächsten Morgen 9 Uhr ist, dann ruft ihr gerade „Prosit Neujahr“ und begrüßt das Jahr 2012. Ja, ja, so ist die Welt gemacht! Und ich wünsche Euch viel Glück im Neuen Jahr!