Was tut ein Kapitän an Bord?
Ihr kennt mein Schiff inzwischen schon ein wenig. Ich habe euch meine Wohnung, die als Kammer bezeichnet wird, vorgestellt. Ihr habt erfahren, wo ich esse und wo das Essen zubereitet wird. Ich habe euch die Brücke gezeigt, wo ich meistens arbeite und ihr habt auch den Maschinenraum betrachten können. Nun wollt ihr sicherlich wissen, was ich den ganzen Tag mache, denn ihr könnt euch vorstellen, dass ich nicht nur mit dem Fernglas auf die Schiffe sehe, die uns entgegen kommen.
Ein Kapitän ist auf dem Schiff für alles verantwortlich. Er muss viel am Computer arbeiten und die Post lesen, die täglich geschickt wird: von der Reederei, von den Häfen, von der Wetterdienststelle und vieles mehr. Natürlich muss er auch darauf antworten.
Wenn ein Sturm angekündigt wird, berechne ich eine neue Strecke, mit der wir ihn umfahren können und zeichne sie mit Bleistift, Zirkel und Lineal in die Seekarte ein.
Gemeinsam mit den nautischen Offizieren, die abwechselnd auf der Brücke ihre Arbeit tun, sprechen wir über die Route und über besondere Ereignisse. Zum Beispiel kommt es vor, dass wir das Schiff anhalten, weil ein Teil an der Maschine repariert werden muss. Das Signal dazu wird von mir gegeben.
Ab und zu führen wir an Bord eine Alarmübung durch. Da sitze ich auf der Brücke und gebe über ein Sprechfunkgerät die Anweisungen. Die Mannschaft übt, was man tun muss, wenn zum Beispiel Feuer an Bord ausbrechen sollte. Obwohl ich so etwas noch nie erlebt habe, ist es gut zu wissen, was man tun muss, wenn man in eine solche Lage kommt.
Auf einem der unteren Decks (Etagen) habe ich ein kleines Schiffsbüro. Dort empfange ich die Besucher, die an Bord kommen, zum Beispiel die Männer vom Zoll. Das sind die Leute, die die Ausweise kontrollieren und aufpassen, dass keiner unangemeldet in ihr Land kommt. Der Agent, ein Manager, der dafür verantwortlich ist, dass das Schiff zügig entladen und wieder neu beladen wird, sitzt hier, genauso wie der Schiffshändler, der uns frisches Obst verkauft. Ihr wisst schon, mein Schiff ist sehr hoch und hat keinen Fahrstuhl. Da sind alle froh, wenn ich sie unten empfange.
In regelmäßigen Abständen treffe ich mich mit dem Koch. Wir besprechen, was alles bestellt werden muss, denn das Essen ist für die Stimmung an Bord wichtig.
Zu meinen Aufgaben gehört auch der Rundgang auf dem Schiff. Dabei achte ich besonders auf Ordnung und Sauberkeit, nicht nur, weil ich persönlich wichtig finde, dass das Schiff strahlt, sondern weil durch Wind, Salzwasser und warme Luft das Metall, aus dem ein Schiff besteht, schnell zu rosten beginnt. Wenn ich solche Stellen sehe, bespreche ich es mit dem Bootsmann. Der teilt dann die Matrosen ein, die mit Farbe die betroffenen Stellen übermalen. Die Matrosen spritzen auch regelmäßig das Deck mit Wasser ab, weil sich dort leicht der Schornsteinruß festsetzt. Sie wischen auch die Treppen und putzen die Brücke blitzblank. Alle Besucher freuen sich über unser sauberes Schiff. Bild unten: ein Lotse kam an Bord.
Mit dem Chef -Ingenieur, den ihr beim letzten Mal kennen gelernt habt, lege ich die Geschwindigkeit fest, mit der wir fahren und wir sprechen über verschiedene technische Dinge.
Oft laufe ich den ganzen Tag treppauf, treppab. Besonders viel Arbeit habe ich, wenn wir einen Hafen ansteuern. Dann stehe ich manchmal viele Stunden auf der Brücke, weil in der Nähe eines Hafens viele Schiffe unterwegs sind. Da darf nichts passieren. Auch beim Anlegen achte ich darauf, dass wir nirgends anstoßen. Über das Anlegen im Hafen werdet ihr demnächst etwas mehr auf dieser Seite erfahren.
Euer Kapitän Peter
Falls Ihr wissen möchtet, wo ich mich heute am 29. 10. gerade befinde? Zu Hause. Ich weiß nicht, ob ich Euch erzählt habe, dass ich immer mehrere Monate an Bord bin und fast genau so viele im Heimatort. Bald geht es bei mir aber auch wieder los. Wenn ihr das erste Türchen am Adventskalender öffnet und es bei Euch ungemütlich mit Regen und Nebel und dann Schnee und Eis sein wird, kann ich wieder die Ärmel aufkrempeln und und die Kühlanlage sorgt für angenehmes Klima in den Räumen. Ja, und zu Weihnachten bin ich in diesem Jahr auch auf hoher See. Also, wer noch ein paar Fragen hat, stellt sie gleich, dann bekommt Ihr schneller Antwort, als wenn ich mich gerade am anderen Ende der Erde befinde.
Leider habe ich keine Oma und keinen Opa mehr. Sonst würde ich auch dran denken: