Im Rumpelwald

Am Montagmorgen steht das Möbelauto vor der Tür. Doktor Rumpels Bett und Schrank und sein rotes Sofa werden ins Haus getragen.
Am Nachmittag beginnt die erste Sprechstunde. Doktor Rumpel hat bunte Ballons an den Zaun gebunden.
Drei Mütter stehen mit ihren kranken Kindern vor der Tür. „Aah,“ rufen die Kinder, als sie ins Wartezimmer gucken. „Hier sieht es aus wie im Rotkäppchenwald,“ flüstert ein Mädchen, das wohl Halsschmerzen hat. Doktor Rumpel hat das Wartezimmer gestern noch wie einen Wald angemalt. Die Schwester meint, es ist kein Rotkäppchen- sondern ein Rumpelwald. Dann fragt sie die Mütter nach den Ausweisen. „Ich bin Frau Kloss“ sagt sie. Aus dem Arztzimmer tönt es: „Klößchen, schicken sie den ersten Patienten zu mir.“ Die Mütter kichern und finden wohl auch, dass die Schwester wie ein Klößchen aussieht.
Doktor Rumpel begrüßt Jessika und ihre Mama. „Weißt du schon, wie ich heiße?“ fragt er das Mädchen. „Rumpel, Mumpel oder Pumpel?“ Er nimmt die Kleine auf den Schoß. Sie fürchtet sich und schreit, denn sie glaubt, der Arzt wird ihr weh tun. Ihr ist es egal, ob er Mumpel, Pumpel oder Rumpel heißt. „Wenn du aufhörst zu weinen, darfst du den Vogel im Wald draußen singen lassen.“ Jessika stutzt. „Willst du das machen? Dann sag ganz laut JA.“ Jessika piepst JA. Lauter und lange will es Doktor Rumpel hören. So öffnet Jessika den Mund und ruft: „JAAA“. Der Doktor hat dabei gesehen, wie es in ihrem Hals aussieht und tippt schon das Rezept in den Computer, das Mama gleich bekommen wird. Im Wartezimmer darf Jessi der gemalten Meise auf den Bauch drücken. Da ertönt Vogelgezwitscher wie im Wald. Jessika strahlt. „Und du,“ der Doktor zeigt auf einen Jungen, „darfst nachher den Kuckuck rufen lassen, wenn du dich untersuchen lässt.“ Der Junge nickt eifrig. Die ersten Besucher beim neuen Kinderarzt dürfen alle einen Luftballon vom Zaun mitnehmen.
Am nächsten Morgen stehen wohl fast alle Kucksdorfer Kinder und auch noch ein paar aus den Nachbardörfern vor der Tür.
„Hoffentlich haben sie alle die gleiche Krankheit.“ seufzt der Doktor. Nanu, was für eine Krankheit meint er denn?
„Nun sie heißt Neugierde! Neugierde nämlich auf ihren neuen Arzt. Die kann ich auf alle Fälle heilen.“
Und so hat er bis zum Abendbrot noch viele kleine nette Patienten und Frau Kloss muss noch einmal neue Luftballons besorgen.

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